LEINWANDFIEBER IM KULTURVEREIN
Vom Kultstreifen über den Kunstfilm bis zum Blockbuster – ein Film kann seine Zuschauer in andere Welten locken, sie zum Lachen und Weinen bewegen und sie verzaubern. Auch der Kulturverein wollte sich den cineastischen Genuss nicht vorenthalten und ließ das Kino zu einer festen Komponente innerhalb des Vereinslebens heranwachsen. Die Entwicklung des Spielbetriebs war zahlreichen Veränderungen unterworfen. Ein jährlicher Höhepunkt jedoch, die Sommerfilmnächte auf Schloss Wilhelmsburg, haben nunmehr Traditionscharakter in der Fachwerkstadt erlangt und sind aus dem Kalender nicht mehr wegzudenken.DIE ANFÄNGE
Die Anfänge der Schmalkalder Kinogeschichte reichen zurück bis in das Jahr 1909. Seitdem fanden regelmäßig Filmvorführungen in einer, zeitweise auch in zwei festen Spielstätten statt. 1992 wurde das letzte noch existierende Schmalkalder Kino geschlossen. Noch im selben Jahr gründeten Mitglieder des Kulturvereins "Villa K e.V." eine "AG Villa-Kino" mit dem Vorhaben, ein Programmkino einzurichten um die so entstandene Lücke in der Schmalkalder Kinogeschichte zu schließen.DER WEG ZUM EIGENEN KINO
Die "AG Kino" wollte die Arbeiten des Amateur-Filmclubs, der sich bereits in den 70er und 80er Jahren in dem Gebäude befand, wieder aufnehmen und ein eigenes kleines Kino herrichten. Es bestanden günstige Voraussetzungen, da noch alte Technik sowie ein Vorführraum vorhanden waren. Man setzte sich das Ziel, einen regelmäßigen Betrieb des Programmkinos zu realisieren, wobei besonders auf thematische Filmveranstaltungen Wert gelegt werden sollte.Zunächst beantragte man Fördermittel bei der Robert-Bosch-Stiftung und bei der Stiftung Demokratischer Jugend. Mit der Bewilligung konnte man 1993 zunächst provisorisch 16-mm-Technik installieren. Zudem führte man in diesem Jahr erstmals die Sommerfilmnächte auf Schloss Wilhelmsburg durch, die sich in den folgenden Jahren zu einem Höhepunkt in der Schmalkalder Kulturlandschaft entwickeln sollten.
Zu Beginn des Jahres 1994 änderte die Robert-Bosch-Stiftung ihr Förderkonzept (man wollte in Zukunft weniger Einzelprojekte als vielmehr kleinere Projekte und dafür finanziell "knapper" fördern), sodass die Planung der AG in Frage gestellt wurde. Daraufhin erarbeiteten die Mitglieder der AG ein komplett neues Technik- und Finanzierungskonzept unter dem Aspekt, das Projekt zunächst ins Rollen zu bringen und zu gegebener Zeit, Stück um Stück zu erweitern.
DAS PROGRAMMKINO 1995-1997
Im Dezember 1995 war es dann soweit: Das Villa-Kino wurde dank vieler ehrenamtlichen Engagement eröffnet.Die Resonanz war anfangs überaus positiv. Bis Oktober 1996 wurden 3 Filme wöchentlich gezeigt, darunter ein Kinderfilm. Insgesamt flimmerten über 150 Filme innerhalb des ersten Jahres über die Leinwand, ca. 2500 Besucher waren in diesem Zeitraum zu verzeichnen.
Während im Kinderbereich zunehmend Zuspruch registriert wurde, nahm das Interesse am Programmkino ab. Die Besucherzahlen gingen stetig zurück, sodass der Spielbetrieb ab Oktober 1996 für drei Monate vorübergehend eingestellt wurde. Die Gründe für das Fernbleiben der Kinogäste waren vielschichtig – niedriges Budget für gute Filme und Werbung sowie weinig Akzeptanz bei den Studenten. Im Jahr 1997 erschwerte sich zudem die Programmerstellung, da die Film –und Videoauswahl weitestgehend erschöpft war. Des Weiteren verließen einige Mitglieder aus persönlichen Gründen die Video-AG, sodass man das Programmkino im Jahr 1998 nicht fortführte. Ein anderes Projekt hingegen, das Provinzkino, wurde ins Leben gerufen.
DAS PROVINZKINO
Das Projekt "Provinzkino" besteht seit 1997 und beschreibt einen Abspielring in Südthüringen. In verschiedenen Städten der Region werden alternative Filme auf 16-Millimeter-Technik und im DVD-Format gezeigt. Ziel ist es hierbei nicht ein Kino für die breiten Massen zu schaffen, sondern vielmehr alternative Filme zu zeigen, welche unterhalten und zugleich auch Denkanstöße bieten. Ausgehend vom "Kulturverein Villa K" wird in den Abspielstätten jeweils ein anspruchsvoller Film im Monat gezeigt. Zu den Abspielorten gehörten oder gehören u.a. das Stadtmuseum Hildburghausen, der Heimathof Steinbach-Hallenberg, der Kulturverein Bad Salzungen, die Künstlerinitiative Meiningen e.V., die Meininger Hotels mit Flair GmbH und der Verein Initiative Kreativ in Breitungen. In Schmalkalden selbst ist es hingegen schwierig, Publikum für das Provinzkino zu gewinnen. 2003 und 2004 bot man eine Reihe von Veranstaltungen in Kooperation mit dem Familienzentrum Schmalkalden an – die Resonanz blieb jedoch verhalten. In den Wintermonaten 07/08 wurde das Projekt erneut aufgenommen und verschiedene Filme im Erlebnisbahnhof Schmalkalden abgespielt.Die Filmtechnik des Kulturvereins Villa K kommt zudem auch zu Open-Air-Veranstaltungen, bei Vereinsfesten und thematischen Veranstaltungen zum Einsatz. Unsere Partner bei diesem Vorhaben sind der "Interessenverband Filmkommunikation Thüringen" in Weimar sowie Verleihfirmen für den nicht-gewerblichen Kinobereich.
KINDER- UND SCHÜLERKINO
Die Kleinsten unter dem Schmalkalder Publikum bewiesen sich immer wieder als begeisterte Kinofans. In unregelmäßigen Abständen bietet der Kulturverein, häufig in Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen sowie der Stadt Schmalkalden, Vorführungen für Kinder und Jugendliche an. Dabei wechseln die Veranstaltungsorte, vom Schlosskeller über die Mehrzweckhalle in Schmalkalden und den Räumlichkeiten des Kulturvereines.DIE SOMMERFILMNÄCHTE
Es ist immer wieder ein Erlebnis, in lauen Nächten bei Kerzenschein und brennenden Fackeln, bei einem Gläschen Wein Filmklassiker auf einer Großleinwand zu genießen.Seit nun schon 1993 wird alljährlich der weiße Stoffballen ausgerollt und von Mitarbeitern des Kulturvereins und von einer Unzahl an freiwilligen Helfern vor die Kulisse des Schlosses Wilhelmsburg gespannt. Über sechs Nächte hinweg werden in diesem einmaligen Ambiente dem Besucher sechs aktuelle Filme geboten, die zum einem einen gewissen künstlerischen Anspruch genügen und zum anderen dem Zuschauer erlauben, sein Alltagsleben für einige Stunden zu vergessen und sich in der Faszination Kino zu verlieren.
Die Vorbereitungen für diesen Event beginnen schon einige Monate zuvor. Im Frühjahr unter Einbeziehung der noch verfügbaren Kino AG des Kulturvereins beginnt die Auswahl der Filme für die sechs Sommerabende. Organisatorisch und logistisch können die Beteiligten hierbei bereits auf einen reichen Erfahrungsschatz und eine unumgängliche Routine zurückgreifen. Wichtigste Partner sind die Stadtverwaltung Schmalkalden, das Museum Schloss Wilhelmsburg sowie einige Sponsoren. Seit 2007 besteht zudem die Zusammenarbeit mit dem Kurzfilmfestival "Cellu l’art". Vor jedem Spielfilm kommt der Zuschauer nunmehr in den Genuss eines kurzen, zugleich sehr anspruchsvollen Filmbeitrages.
Zweifellos haben sich die Sommerfilmnächte als ein wesentlicher kultureller Beitrag und Höhepunkt in der Stadt Schmalkalden etabliert. So zeigt es sich jedes Jahr von neuem, dass viele Bewohner der Stadt in den ereignisarmen Sommermonaten gern auf das Schloss pilgern um sich in die Welt des Films entführen und sich vom Leinwandfieber des Kulturvereins anstecken zu lassen.